Wie sieht die Ökobilanz der Hafermilch aus?
Das ließ sich unsere Redaktion ausrechnen vom Biologen und Chemiker Dr. Guido Reinhardt vom IFEU-Institut in Heidelberg. Reinhardt erstellt Ökobilanzen für so ziemlich für alles, was man ökologisch in Zahlen fassen kann – die Herstellung von Nahrungsmitteln oder Industrieprodukten, aber auch Transportwege.
Der CO2-Fußabdruck ist nicht der einzige Wert, der für die Ökobilanz eine Rolle spielt.
Dr. Guido Reinhardt, Ifeu-Institut, Heidelberg
Institut für Energie- und Umweltforschung
Das fließt ein in die Ökobilanz
Experten wie Reinhardt berechnen auch den Flächenverbrauch, den Ausstoß anderer Treibhausgase wie Methan – das noch viel giftiger als CO2 ist – und die Menge des Wasser, die eine Produktion verbraucht. In eine Ökobilanz fließen viele Schritte ein, an die Laien gar nicht denken: der Transport des eingesetzten Düngers, die Herstellung der verwendeten Maschinen, die Ökowerte für das importierte Futter, etwa Soja.
„Die Wissenschaftsreporter“ haben sich die Ökobilanzen für Milch und ihre Ersatzprodukte angesehen. Wie hoch ist der CO2-Fußabdruck für Kuhmilch im Vergleich zu dem von Hafer-, Soja- oder Mandelmilch? Und wie sieht es aus, wenn die Hafermilch aus Schweden kommt – aber die Biomilch vom Bauern um die Ecke? Das Ergebnis hat uns selbst verblüfft. Hafermilch schneidet in allen Fällen am besten ab. Bei der Produktion von Kuhmilch fallen 1,3 kgCO2 pro Liter an – und bei der Hafermilch nur 0,29 kgCO2 pro Liter!
Es gibt Klimaportale, die einem dabei helfen, nach den Öko-Werten verschiedener Nahrungsmittel zu suchen. „Die Wissenschaftsreporter“ haben sich zwei Klimaportale genauer angesehen Zum einen das Portal „Klimatarier“, zum anderen den „blog.wechsel.jetzt.de“.
Hilfe durch Klimaportale
Dies sind die Daten aus dem Portal „Klimatarier“ (Zahlen von 2016)
Produkt | CO2-Fußabdruck (kg CO2/100g Produkt) |
Buttermilch | 0.12 kg |
H-Milch | 0.14 kg |
Kuh-Milch | 0.14 kg |
Soja-Drink | 0.07 kg |
Kokosmilch | 0.05 kg |
Der „blog.wechsel.jetzt.de“ kommt zu dem Ergebnis, dass Sojamilch 25% weniger Treibhausgase freisetzt als Kuhmilch und 60% weniger Anbaufläche verbraucht. Auch Mandelmilch hat einen besseren CO2-Print als Kuhmilch – allerdings einen 17mal höheren Wasserverbrauch! Es kommt auf die Details an.
Ist Bio immer besser?
Bei Bio-Artikeln ist es schwierig, die Umweltbelastungen gegenseitig abzuwägen. Kuhfladen werden auf einem Biohof als Dünger genutzt, denn Bio bedeutet: im Gegensatz zu konventioneller Landwirtschaft darf kein chemischer Dünger eingesetzt werden, um Wiesen ertragreicher zu machen. Der Nachteil: Biolandwirtschaft verbraucht dadurch mehr Fläche als konventionelle Landwirtschaft.
Eine Milchkuh frisst am Tag 80 Kilogramm Gras und scheidet täglich 8-10 Kuhfladen aus, das sind zwei Kilogramm Mist pro Fladen.
Die Allgäuer Biobäuerin Gabi Durach.
Guido Reinhardt empfiehlt trotzdem: „Esst Bio-Produkte!“ Denn entscheidend, so Reinhardt, sei hier nicht der CO2-Fußabdruck oder der Flächenverbrauch. Bei Bio überwiegen andere Vorteile: es werden keine Pestizide verwendet: Die Artenvielfalt bleibt erhalten, das Trinkwasser sauber.
Nahrungsmittel als CO2-Treiber
Die Produktion von Nahrungsmitteln erzeugt weltweit 10-30 Prozent des gesamten CO2-Ausstoßes. Und das ist die überraschendste Bilanz unserer Recherche: Bei den Lebensmitteln wird ein Drittel des CO2-Ausstoßes verursacht durch die Erzeugung von Fleisch- und Wurstprodukten, das zweite Drittel durch die Produktion von Milchprodukten – und das dritte Drittel durch die Herstellung aller anderen Produkte zusammen (Gemüse, Nüsse, Kekse,…).
Und all das könnt Ihr nachhören in unserer Podcast-Folge „Die Ökobilanz der Hafermilch“.
[…] Hier erfahrt Ihr mehr über unser Recherchen zu dieser Podcast-Folge. […]