Über 5,2 Milliarden Menschen werden nach Schätzung der UN weltweit in Städte ziehen. Das entspricht einem Zuzug von etwa einer Milliarde Menschen. Zudem schreitet der Klimawandel voran. Das wirft die Frage auf: Wie sehen unsere Städte in der Zukunft aus? „Die Wissenschaftsreporter“ sprechen darüber mit Agnes Förster, Professorin für Planungstheorie und Stadtentwicklung an der RWTH Universität Aachen.
Green City
Mehr Grünflächen machen die Stadt kühler. Ein Problem dabei ist: Städte werden zunehmend versiegelt, denn der verstärkte Zuzug erfordert neue Wohnungen. Eine Lösung für dieses Problem wäre, auch die Oberflächen der Häuser zu begrünen, also vertikal und horizontal Pflanzen auf Dächer und Fassaden zu setzen. Insgesamt müssen Stadtplaner zukünftig gezielt mehr Grün einplanen: Die Stadt der Zukunft braucht mehr Bäume, begrünte Fassaden oder bepflanzte Betonflächen. Dafür müssen Parkplätze verschwinden und Fahrbahnen verschmälert werden.
Klimaneutrale Baumaterialien
Prof. Dr. Hermann Kaufmann ist Architekt und Professor für Holzbau an der TU München und hat sich darauf spezialisiert, Hochhäuser aus Holz zu planen. Ein Vorteil von Holz: Es ist ein Baumaterial, mit dem wir seit Jahrhunderten Erfahrung haben, zudem gehört es zu den nachwachsenden Rohstoffen. Holz ist auch ein ökologisches Baumaterial, da man es nach der Trocknung nicht weiter behandeln muss, da es von Natur aus gegen Fäulnis und Insekten immun ist. Warum aber bauen wir nicht nur aus Holz? Kaufmann erklärt, dass Häuser durch die verschiedenen Baumaterialien, insbesondere Beton, ihre Stabilität besitzen. Diese Stoffe sind aber weniger energieeffizient als Holz. Der Traum von Hermann Kaufmann: ein Holzhochaus von etwa 100 Metern Höhe zu bauen.
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„Ich hoffe, dass wir im mehrgeschossigen Bau auf Holz zurückgreifen können.“
Agnes Förster
Die Hochhaus-Debatte
Wie bringen wir in Zukunft immer mehr Menschen in den Städten unter? Es gibt zwei Positionen: Um den Raum nicht vollständig durch Bauten zu versiegeln, fordern Befürworter mehr Hochhäuser in den Städten. Hochhaus-Gegner suchen nach anderen Lösungen, weil sie ästhetische, aber auch andere Bedenken haben, beispielsweise soziale. Wer unten wohnt, bekommt weniger Licht ab als derjenige, der ein Penthouse im 20. Stock bezieht. Es gibt aber Kompromisse, findet Agnes Förster. Zum Beispiel kann ein siebenstöckiges Haus mit Höfen im Inneren effektiver sein als ein Hochhaus mit 20 Stockwerken. Der Mix macht es: Einzelne Hochhäuser sind gut als Hingucker. Damit Menschen sich in einer Stadt wohlfühlen, muss die Stadt Abwechslung bieten, was vor allem durch verschiedene Häuser und Grünflächen erreicht werden kann.
Die CO2-neutrale Stadt
Kopenhagen nimmt hier eine Vorreiter Rolle ein. Bis 2025 will die dänische Hauptstadt CO2-neutral sein. Spektakulär ist die Müllverbrennungsanlage Amager Bakker: Die entstehende Energie wird für die Stadt genutzt und die Abgase werden durch Filter umweltfreundlicher. Zudem besitzt Kopenhagen viele Windparks in der Umgebung, die für klimafreundlichen städtischen Strom sorgen.
https://international.kk.dk/artikel/sustainable-city-initiatives
Wie wir es schaffen, klimaneutraler zu leben und unsere Städte anzupassen, ist zukünftig noch ein großes Fragezeichen. Ein zentraler Punkt dafür ist das Thema Mobilität. In Kopenhagen steigen Pendler zu über 60 Prozent auf das Fahrrad um. Wie können wir eine Verkehrswende in deutschen Innenstädten herbeiführen? Diskutiert werden verschiedene Lösungen: Zum einen muss der öffentliche Nahverkehr attraktiver, vielleicht sogar gratis, werden. Autos in der Stadt sollen zukünftig die Ausnahme bleiben, Fahrräder first durch breite Fahrradwege und teure Parklösungen für Autos. Sharing-Modelle haben Zukunft. „Die Wissenschaftsreporter“ haben darüber in ihrer Folge über das „Selbstfahrende Auto“ berichtet.
https://kite.link/wissenschaftsreporter-selbstfahrendes-auto
Wichtig wird sein, die Bewohner mitzunehmen. Ob man Autos derzeit komplett aus deutschen Städten aussperren kann, ist fraglich. Aber man kann ihnen bessere Möglichkeiten anbieten, ohne Auto in der Stadt zurecht zu kommen.
Smart City
Seit einigen Jahren helfen smarte Anwendungen, Städte energieeffizienter zu machen. Eine gute Vernetzung zwischen öffentlichen Verkehrsmitteln, Carsharing Stationen und Leihfahrrädern soll die Städte umweltfreundlicher machen. In Darmstadt etwa kann man die Route der Busse live mitverfolgen, wodurch man den Bus nicht mehr so oft verpasst. Sogar die Mülltonnen dort sind intelligent: Sie schlagen Alarm, wenn sie voll sind. Dadurch werden Kosten, die durch unnötige Routen zustande kommen, gespart.
Denkbar wären zukünftig auch selbstfahrende Autos, die digital miteinander vernetzt sind. Sie bringen die Nutzer*innen von Haushalt zu Haushalt. Das eigene Auto wird zunehmend überflüssig in der Stadt.
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